Pässetour Schweiz (Frankreich/Italien) eGV70 - Erfahrungsbericht

  • Ich fahre seit Mitte April dieses Jahres den eGV70, vorwiegend zum Pendeln auf CH Autobahn (täglich 90 km). Reichweite ist dabei kein Problem, da ich zu Hause laden kann. Nun habe ich mir damit eine Pässetour in der Schweiz gegönnt. Ich wollte vor allem schöne Ferien mit einem tollen Auto geniessen und gleichzeitig Erfahrungen mit der «Reichweitenangst» sammeln, um in Zukunft auch diesbezüglich entspannter unterwegs sein zu können. Fazit: Das hat wunderbar geklappt😊 und ich denke, das Thema «Reichweitenangst» hat sich für mich nun erledigt.


    Achtung: Dieser Bericht ist für diejenigen gedacht, die sich dafür interessieren und nicht für Besserwisser, die mich bei meinen Berechnungen, Aussagen usw. korrigieren möchten. Ich habe keinen Bock auf derlei Kommentare einzugehen, beantworte jedoch ansonsten gerne eure Fragen. Ich schreibe dies deshalb, weil ich das Forum zwar nach wie vor schätze. Meiner Ansicht nach hat es hier jedoch auch einige Leute, die sich in ihrem Gejammere derart suhlen, dass ich mich schon Frage, ob es nicht besser wäre, wenn sie wieder auf einen Verbrenner oder etwas Altbewährtes zurückkehren würden.


    Nun aber zu meinem Bericht:


    Die Tour: (Durchgestrichen = geplant, aber aufgrund des Wetters nicht gemacht)


    Region Solothurn – Bielersee – Neuenburgersee – Lac de Joux – Col du Marchairuz – Genf – Forclazpass – Oberwallis (Besuch Verwandte) – Simplonpass – Centovalli – Locarno – Tirano – Berninapass – St. Moritz – Albulapass – Disentis – Lukmanierpass – Gotthardpass (Tremola – alte Passstrasse) – Sustenpass – Brünigpass – Panoramastrasse (Giswil – Sörenberg) – Entlebuch – Willisau – Langenthal – Region Solothurn in insgesamt 4 Etappen.



    Eine wunderschöne Tour, die ich sofort wieder machen würde. Abgesehen von der Strecke Bellinzona – Airolo habe ich auf Autobahn verzichtet. Dabei habe ich selbst im langweiligen Rhonetal zwischen Martigny und Visp schöne EV Strecken entdeckt. Nach einer ersten Übernachtung in Bonneville nach über 240 km und einem SOC von 45% kam dann das erste Grübeln. Soll ich noch bei Ionity in Bonneville laden oder reicht es noch über den Forclazpass zu Ionity in Martigny, welches noch rund 100 km entfernt liegt (davon 85km bergauf)? Sicherheitshalber habe ich in Bonneville geladen, was sich dann jedoch in Martigny als überflüssig gezeigt hat, da ich lediglich 20% SOC benötigt habe. Die Recherchen im Internet haben gezeigt, dass die Angaben mit rund 1% zusätzlichem Verbrauch pro 100 Höhenmeter mehr oder weniger zutreffen. Im Laufe der Tour hat sich gezeigt, dass es ungefähr 0.8 bis 1% sind und runter werden je nach Distanz rund 50% wieder reingeholt. Trotzdem habe ich dann in Martigny auf 100% geladen, da ich ja nicht wusste, wie viel ich noch mit der Verwandtschaft in einem kleinen Bergdorf rumfahre. Damit konnte ich dann jedoch ohne Probleme rumfahren und erst bei der Weiterfahrt vom Tessin Richtung Gotthard habe ich bei SOC 14% in Bellinzona (nach zwei Tagen Tessin entdecken) wieder auf 100% geladen, was locker nach Hause reichte, wo ich dann mit 35% SOC angekommen bin. Ich habe also insgesamt 3 Ladestopps gemacht. Beim Laden gab es nie Probleme und alles hat immer auf Anhieb ohne Werkeln funktioniert. Die von euch erwähnten Probleme scheinen jedoch auch vor allem den GV60 zu betreffen. Einzig in Bellinzona musste ich wegen des Ansturms ca. 5’ warten. Aber auch hier zeigt sich – EV-Fahrer schätzen einen angenehmen Umgang untereinander. Übrigens: Bei Ladestopps und auch sonstigen Pausen fällt das Auto auf und man kommt immer mit Anderen ins Gespräch😊.


    Die Zahlen: (ich rechne mit 77.4 KW Nettokapazität)


    Distanz (km) 969.10


    Ø Verbrauch Gesamt laut BC (kwh) 17.4 (= 4.44 km pro 1% SOC)


    Ladestopps 3


    Gesamtverbrauch kwh 174.924


    Gesamtverbrauch kwh (inkl. Ladeverluste) 184.89


    Ladeverlust 9.966 kwh (5.3%)


    Gesamtkosten Strom 48.23


    Vergleich Alfa Stelvio (mein Vorgänger) 156.99 (9l/100km zu CHF 1.80)


    Anzahl Höhenmeter 12’172


    Höchster Punkt (Sustenpass) 2’234


    Tiefster Punkt (Domodossola) 159


    Geschätzter Zusatzverbrauch pro 100 Hm (SOC %) 0.8-1


    Rekuperation in % (Berg runter – je nach Distanz) 3-6



    Fahreigenschaften:


    Das Auto fährt sich wirklich sehr komfortabel. Sobald bei mir etwas zu Zwicken angefangen hat, habe ich entweder eine Pause eingelegt oder die Massagefunktion aktiviert. Beides immer mit Erfolg. Ich fahre 85 – 90% im Komfortmodus, 10-15% im Sportmodus und äusserst selten im Ecomodus. Den Boost nutze ich äusserst selten, da das Auto auch so genügend Power hat. Was mir dabei aufgefallen ist: Torque-Steering – was andere auch schon beanstandet haben. Besonders beim Überholen auf Bergstrassen scheint das Lenkrad auf die eine oder andere Seite auszureissen. Ist zwar grundsätzlich kein Problem, wenn man nicht voll aufs Pedal tritt und den Boost nicht nutzt, kann aber im ersten Moment schon beängstigend sein. Aber auch ohne «Vollgas» zieht das Auto extrem schnell von 70km/h auf über 100km/h und das bei Bergfahrt. Auch das Wackeln beim Anhalten, welches andere beschrieben haben, ist mir aufgefallen. Aber das stört mich keineswegs und wenn ich nicht darauf achte (was mir hier erstaunlicherweise gut gelingt), fällt es mir gar nicht auf.


    Im Vergleich zu meinem Vorgänger (Alfa Stelvio) ist die Lenkung nicht so direkt und Kurvenfahrten waren beim Stelvio deutlich agiler. Dafür ist der Genesis deutlich komfortabler, ruhiger und auch sonst viel schöner zu fahren. Da ich auf die 50 zugehe, ist mir der Komfort deutlich wichtiger geworden als die Sportlichkeit. Deshalb bereue ich meinen Wechsel auf keinen Fall, auch wenn ich die Agilität zwischendurch vermisse. Da wäre es schön, wenn im Sportmodus die Lenkung direkter wäre und das Fahrwerk straffer. Das HUD hingegen finde ich bei Genesis ein Segen. Fahrspass bringt der eGV70 in jeder Lebenslage, ob schnell oder langsam, in der Stadt, auf dem Land oder auf der Autobahn. Ich bin wirklich sehr glücklich damit.


    Als Navi nutze ich vorwiegend TomTom Go via Carplay und je nach Strecke parallel das native Navi. Ladeplanung nehme ich keine vor.


    Alles in allem waren es tolle 7 Tage Ferien, welche ich in jedem Moment – ob beim Fahren, Besuch der Verwandtschaft, der Landschaft, dem Essen usw. – in vollen Zügen genossen habe.

    Alfa Mito

    Alfa Giulietta

    Alfa Stelvio

    Genesis eGV70 Sport Melbourne Gray

  • Das Torque Steering habe ich auch.

    Ich vermute es passiert in dem Moment wenn der Vorderradantrieb zugeschaltet wird (im Komfortmodus).

    Ich hatte kürzlich einen kleinen Ampelsprint gegen einen Macan.

    Bin relativ gemütlich angefahren, habe bei ca. 50Km/h voll durchgedrückt.

    Straße war feucht und gerade. Alle vier Räder haben durchgedreht und ich hatte das volle Lametta im Cockpit am Blinken.

    Ohne Boost.

  • Ja, das kann der GV60 auch ganz gut.

    Selbst wenn gerade Allrad aktiv ist und man den Boost nutzt oder auf Sport stehen hat und dann voll das Pedal durchtritt.

    Das kenne ich auch vom Tesla oder anderen E-Rennern.

    Liegt vermutlich an dem hohen Drehmoment und dem genauen Lenkeinschlag, wenn die Reifen den Kontakt zum Boden verlieren.

    Und dann zieht es in eine Richtung und die Assistenzsysteme haben zu kämpfen.


    Kann schon überraschend sein, wenn man das nicht kennt.

    Ich kenne ne Autobahnauffahrt, da ist der Asphalt nicht mehr so griffig.

    Selbst bei 120 km/h kann ich dort mit ruckartiger Beschleunigung alle 4 Reifen durchdrehen lassen.

  • Toller Bericht fiction74 :thumbup:

    Ich hatte den eGV70 ja für eine Woche als Werkstatttersatzwagen und bin einmal den kleinen Passwang etwas sportlicher angegangen - unterschreibe daher Deine Anmerkungen zu Lenkung und Fahrwerk voll und ganz. Unabhängig vom "torque steer" fand ich generell die Mittellage des Lenkrads etwas gewöhnungsbedürftig. Diese hat im Vergleich zum GV60 ein viel größeren "Totraum", was sie einem deutlich indirekter vorkommen lässt.


    Sonst aber ein super Fahrzeug - mir allerdings etwas zu groß. Ich empfinde den eGV70 um einiges komfortabler als den GV60 auf der Autobahn - besonders aufgrund der deutlich geringeren Windgeräusche im Bereich des Vorderwagens.

    Genesis GV60 in Cardiff Green (seit 11/22)

    🍌 Tester für Bananenprodukte des Automobilherstellers Genesis.

  • Die Windgeräusche und auch andere sind ja auch beim eGV70 wahrnehmbar. Besonders an windigen Tagen oder ab höheren Tempi jenseits der 140. In der Schweiz spielt aber das Tempo keine grosse Rolle😉. Ab wann es störend ist, ist wohl sehr individuell. Am Liebsten wäre mir, wenn man gar nichts hören würde😂. Ich ertappe mich, dass es mich manchmal stört; bis jemand anderes mitfährt und davon schwärmt, wie leise das Auto ist😊🤗

    Alfa Mito

    Alfa Giulietta

    Alfa Stelvio

    Genesis eGV70 Sport Melbourne Gray

  • fiction74 genau wie Du schreibst: andere sind von der Ruhe begeistert - wenn man sich selbst jedoch dran gewöhnt hat oder einen möglichst unmittelbaren Vergleich hat, wenn man vom GV60 direkt in ein anderes eAuto steigt, wertet man anders (gerade bei dem hohen Preis).


    Ich habe die für mich störenden Windgeräusche ab ca. 125-130 km/h laut Tacho wahrgenommen. Im Vergleich zu anderen (Verbrennern) mehr oder weniger erträglich - aber für die Preisklasse meiner Meinung nach keineswegs angemessen für ein Fahrzeug auf einer eigenständigen "e"-Plattform. Ab 150 km/h (wo erlaubt) auf meiner Stammstrecke bin ich mehrmals mit dröhnendem Kopf aufgrund der Lautstärke im Vorderwagen an meinem Ziel angekommen (nach 725 km).


    Es gab hier mal verlinkten Bericht eines Youtubers, der meinte, dass bei seinem Test-GV60 erhöhte Geräusche aufgrund der digitalen Außenspiegel wahrnehmbar wären, was ich so überhaupt nicht nachempfinden/bestätigen konnte. Hat mich aber neugierig gemacht, der Sache auf den Grund zu gehen: ich habe leichte Besserungen erzielen könnten, indem ich seit zwei Monaten mit der abgeklebten Stirn-Kante der Dachreling fahre. Nicht schön - aber irgendwie habe ich bei dem Fahrzeugpreis keine Lust, für den Tausch auf die Blindabdeckungen 1300-1500 CHF an Genesis zu zahlen (inkl. Lackierung), um deren Oberflächlichkeiten zu beheben. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, schreibe ich eine E-Mail an den Kundenservice... so lange erfüllen die zwei wetterfesten Klebestreifen ihren Zweck :D

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    Der eGV70 kam mir im Vergleich auch bei 180 km/h noch richtig ruhig im Innenraum vor :thumbup:

    Genesis GV60 in Cardiff Green (seit 11/22)

    🍌 Tester für Bananenprodukte des Automobilherstellers Genesis.