Beiträge von galaxyclass

Ich wette mal, daß wir im „life cycle“ der Kundenbeziehungen mit Genesis bessere und schlechtere Zeiten sehen werden. Allerdings ist die Tendenz zu schlechteren größer.

Wer kennt folgenden Effekt aus seinem Berufsleben nicht:

- Marketing: hey wir haben eine tolle neue Idee uns vom Wettbewerb zu unterscheiden. 5 Jahre lang günstigen Strom für unsere Kunden!

- Risk Manager: dann schreib‘s aber so, daß wir auch wieder leicht rauskommen

- CEO: gute Idee, machen wir so.

- 1 Jahr später, Leiter Controlling: ich hab festgestellt, daß unsere Kostenbasis zu hoch und unsere Margen zu tief sind. Was kann man kürzen ohne Probleme zu schaffen?

- Operating Officer: ach da ist diese Strom-Komponente, war eh ne blöde Marketing-Idee.

- CEO: beschlossen, das muß weg.

Wenn man sich vorstellt, daß es wirklich so gewesen sein kann, kriegt man den Blues…

Das Konstrukt über drei Partner (Hyundai/Genesis - Shell Recharge - Ionity) lädt ja auch praktisch zu sehr dynamischen Preisschwankungen ein. Einer will immer mehr . Und die anderen sagen da nicht nein.

Kia mit Kia Charge oder Porsche mit Porsche Charging Services lassen zumindest einen Komplexitätslevel weg, sprich man fährt eine Art „insourced“ Geschäftsmodell.

Ionity ist ja prinzipiell auch irgendwie unflexibel. Wenn sie nur etwas beim eigenen „Ionity Pass“ Angebot runtergehen würden, z.B. auf 39 ct/kWh, dann würden alle in Scharen überlaufen. Aber teurer Pass mit teurem Tarif ist keine gute Idee. Dann würde ich andere Dinge erwarten (Dach, Lounge, etc. an den Stationen) Man muß die jetzt entstehenden großen Ladeparks ja vollkriegen.

Jedenfalls hab ich heute den Taycan mit kostenlosem Elon-Musk-Memorial-Strom vollgemacht. Nimm das, Ionity !

Ich habe einen Poweropti und habe jetzt mal bei Rabot Charge angefragt, ob die Daten als stundengenauer Nachweis meines Verbrauchs gelten. Powerfox und Rabot sind ja eine „strategische Kooperation“ eingegangen.

Der Poweropti läuft recht zufriedenstellend und mir wäre definitiv dieser Ansatz lieber als ein „intelligenter“ Stromzähler, den ich zahlen müßte, und bei dem auch noch der Netzbetreiber in das persönliche Verbrauchsverhalten eingreifen kann. Man weiß nie, auf was unsere weit vorausblickenden Politiker noch kommen.

Ist alles gut hier - im Rückblick wird hier so ähnlich offen diskutiert wie zu Zeiten der Early Adopters im Tee Eff Eff Forum. Zum reinen Fanboy-Sammelnecken wurde dieses erst, als das EM‘s „Massenmodell“ auf den Markt kam. Soll gar nicht hochnäsig klingen, wir hatte ja auch ein M3 . Aber offenbar mußten manche ihre Entscheidung, viel Geld für ein Auto ausgegeben zu haben, verteidigen. Oder es war nur Selbstfrust, weil durch die erratischen Produktentscheidungen von EM weder FSD noch Lichtautomatik noch Regenautomatik noch Einparken funktioniert .

Demgegenüber geht‘s hier echt friedlich zu. . Darf halt nicht zu persönlich werden.

Zitat von Runner

Ich habe offiziell von Genesis, eigentlich wie immer, noch nichts gehört…

Ich - natürlich bzw. gar nicht erwartet - auch nicht. Letztendlich gehen Firmen bei negativen Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf ihre Kunden immer davon aus (das ist in der Politik ähnlich), daß sich die Aufregung wieder legt, Kunden ein Gedächtnis wie Goldfische haben, und alles schon nicht so schlimm kommt.

Als Kunde kann man dann

- den Rechtsweg beschreiten (finde ich positiv, daß es gemacht wird )

- sich damit langfristig abfinden (manche hier haben sich schon abgefunden )

- oder ein Zeichen setzen und bei der nächsten Kaufentscheidung die gemachte Erfahrung mit einfließen lassen )

Schön wäre, wenn solche Aktionen mehr Aufmerksamkeit in den Medien erfahren würden, aber wenn wir mal realistisch sind, kommt sowas maximal im ZDF-Wiso als 5-Minuten-Beitrag. Dafür ist die Genesis-Blase zu klein. Beim Dieselgate waren ein paar hunderttausend Kunden betroffen. Sprich, es muß auch die Masse gegeben sein, bis sich merklich was regte.

Irgendwie drehen wir uns im Kreis oder nicht?

Am nächsten dran ist m.E. die Formulierung im Abschnitt 3.1 ( vgl. Seite 6 dieses Fadens):

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Der Ionity Vorteilstarif besteht aus dem Erlaß der Grundgebühr und der „aktuellen“ Preisübersicht, die damals explizit verlinkt wurde.

Strittig ist der Punkt, was „aktuell“ bedeutet. Denn daraus liest man entweder ab:

- aktuell kann sich ändern

- was aktuell zum Vertragsdatum gilt, bleibt 5 Jahre konstant

Der Rest ist Werbung und Interpretation und leider dem Kundenbeziehungsdesaster von Genesis geschuldet.

Genesis hat natürlich die neuen Preise so gesetzt, daß sie genau in der Gegend der Konkurrenz, hauptsächlich EnBW, liegen. Falls jemand den ADAC Tarif hat, dann sind sie immer noch 2ct günstiger. Mit dem EnBW L-Tarif muß man - wie vorher schon geschrieben - zehn- bis zwölftausend Kilometer fahren bis es sich rentiert - und das sind ja nur Ladungen an öffentlichen Ladern, nicht die gerechnet an der privaten Wallbox oder Steckdose.

Mögliche Alternativen sind dünn gesät. Freshmile könnte derzeit das attraktivste Angebot sein:

- da ich persönlich in der Nähe von französischen Ladestationen wohne, ist das schon mal gut (aber nur für mich... )

- Es gibt derzeit zahlreiche 21/7 Möglichkeiten bei Baumarkt-Ladestationen (z.B. 150 kW-Stationen der Pfalzwerke), also 21 ct/kWh und 7ct/min. Bei einer typischen Ladung von 50 kWh in 20 Minuten kommt man auf 11.9€ gegenüber den 24€ bei Ionity.

- Häufig sind auch 30/30 Angebote an HPC zu finden, was zu Kosten von 21€ führt.

Allerdings muß man die Lader erst mal finden / anfahren, da Freshmile sehr teuer sein kann, wenn man einen Lader des falschen Roaming-Partners anfährt.

Aber da man jetzt sowieso in eine App schauen muß, kann ich auch in die Freshmile-App anstatt Shell Recharge schauen.

Im Prinzip gilt ja immer die gleiche Formel.

Anbieter A hat Tarif mit Grundgebühr G_a und Preis P_a pro kWh, B entsprechend mit b.

Daher gilt Break-Even für die Ladung x bei:

G_a + x*P_a = G_b + x*P_b

x = (G_b - G_a) / (P_a - P_b)

Einfaches Beispiel Enbw L gegen Genesis Ionity pro Jahr

x = 215.88 € / ((0.48 - 0.39) €/kWh) = 2399 kWh

Mit 20 kWh/100km entspricht dies einer Strecke von knapp 12000 km.

Noch ein Beispiel: Enbw L gegen Ionity Passport

X = (215.88 - 143.88) / ((0.49 - 0.39) kWh = 720 kWh

Da rentiert sich Enbw recht schnell nach 3600 km.

Diesen Vorgang kann man in BWL-MBA Kurse aufnehmen: wie versemmele ich mal so richtig eine Go-to-market Strategie in einer Nische.

Man muß sich fast wünschen, daß Hyundai die Genesis-Organisation in DE genauso wie in UK geschehen auflöst und alle die Pappnasen in der Führung rausschmeißt. Aber da bin ich wohl naiv, da die GPA dann die ersten sind, die rausfliegen und die Vorstandsetage sich ihre Positionen sichern wird.

Der Vorgang ist ein Lehrstück der Inkompetenz in Sachen Customer Centricity und Kommunikation.

Jetzt ist 20 nach Zwölf und die kWh beim nächsten Ionity gibt es noch für 25 ct. .

Auf jeden Fall ein gutes neues Jahr an alle!