Du bist wirklich der Meinung, dass ein rd. ein Jahr altes Auto für 50% vom Neupreis ein realistisches Angebot darstellt?
Zu Verbrennerzeiten waren 50% normal (je nach Kriterien wie Modell, Laufleistung etc.) nach ungefähr 4 Jahren. Auch wenn der Verkauf elektrischer Autos zeitintensiver ist (-> längere Angebotszeit aufgrund einer gewissen Käuferzurückhaltung: mein letzter Verkauf hat mit dem Käufer, der das Auto auch gekauft hat ungefähr 4 Monate gedauert (er hat zwischendurch immer wieder den Markt überprüft, sich Autos angeschaut, deren Preis zwar niedriger war, die aber am Ende nicht günstiger waren) sind bei Fahrzeugen, die gepflegt und gewartet sind, Verkaufspreise erzielbar, die oberhalb deiner Prognose liegen.
Und das ist auch gut so, denn sonst würde sich kein Privatkäufer mehr ein Auto neu kaufen und wir würden über die steuerliche Aschreibung von Geschäftsfahrzeugen die Automobilbranche komplett quer subventionieren.
Bei Fahrzeugen im Premiumsegment waren 50% der UVP inkl. Extras nach 4 Jahren in der Vergangenheit fast nie zu erzielen. Nach 3 Jahren konnte man Glück haben. Bei Exoten wie einem Genesis ist es noch weniger. Ich habe mehrfach Gebrauchtfahrzeuge der Deutschen Hersteller in Premiumbereich gekauft. Man musste ein wenig warten und ggf. mit dem Verkäufer verhandeln. Das letzte Fahrzeug hatte eine UVP von ca. €110.000,- und ich habe es für unter €50.000,- nach 2 Jahren und mit 30.000km von einem Vertragshändler der Marke gekauft. Extras werden selten beim Gebrauchtwagenpreis angemessen berücksichtigt. Bei Fahrzeugen mit einer UVP von über €70.000,-, die keine Sammler-/Liebhaberfahrzeuge sind, ist es selbst für Händler mit Garantieversprechen schwer nach zwei Jahren noch 50% der UVP zu erzielen. Es gibt einfach nur einen kleinen Markt für diese Fahrzeuge. Es gibt in DE zu wenig private Haushalte, die eine entsprechende Kaufkraft haben. Bis ca. €20.000,- ist der Gebrauchtwagenmarkt einigermaßen OK, darüber sind Fahrzeuge häufig nur mit Abschlägen zu verkaufen.
Die meisten Vertragshändler verkaufen Gebrauchtwagen von Fremdherstellern und teilweise auch der eigenen Marken seit einigen Jahren mit geringen Margen oder sogar Abschlägen direkt an andere Händler weiter. Der Handel mit Gebrauchtwagen lohnt sich nur noch für darauf spezialisierte Händler. Viele Fahrzeuge gehen im Paket direkt ins Ausland.
Unser (letzte) Regierung hat alles dafür getan, dass in DE das Thema Elektro-Fahrzeuge quasi im Ansatz erstickt wurde. E-Neuwagen werden häufig mit hohen und meist unsichtbaren Rabatten (günstige Leasingrate) in den Markt gedrückt. Jetzt überschwemmen die ganzen subventionierten E-Autos aus 2020 bis 2022 den Gebrauchtwagenmarkt.
Wenn ich mir die Preise der (verkauften) Mercedes EQS und EQE so ansehe, dann werden auch dort selten mehr als 50% der UVP nach 2 Jahren von Mercedes-Händlern erzielt. Angeboten werden viele zu höheren Preisen. Aber die stehen häufig lange bei mobile.de und werden dann Woche für Woche günstiger.
Wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich heute auch keine E-Auto mehr kaufen wollen. Die Leasing-Angebote sind einfach zu günstig geworden und notfalls warte ich einfach ab, bis die Leasingrate passt.