Warum sind gebrauchte BEV so schwer zu verkaufen?
Von den zu erwartenden Fortschritten der Batterie-Technologie in Siebenmeilenstiefeln (so wird es jedenfalls gerne kolpotiert...) und des damit automatisch einhergehenden Wertverlusts des Status Quo mal abgesehen, ist diese Technologie einfach nicht in der Masse angekommen und wird es auch weiterhin schwer haben.
Die Schwächen der BEV gemessen an eben der Gewohnheit und damit auch der Erwartung der Mehrheit der Verbraucher bezüglich der individuellen Mobilität sind doch klar:
- selbst mit der immer noch exotisch und nur in Luxusautos verfügbaren 800 V-Ladetechnik immer noch zu lange Ladezeiten im Vergleich zum klassichen "Tanken"
- Anzahl der Ladepunkte nach wie vor ausreichend allein für eine Nischentechnologie
- kein einheitliches Zahlkonzept bei verschiedenen Ladeanbietern = Notwendigkeit, immer ein "Kartenspiel" nicht nur mitzuführen, sondern auch ständig zu überschauen
- keine Preistransparanz beim Ladestrom - sogar unterschiedliche Preise an ein und derselben Ladesäule je nach Kartenanbieter
- bei Autobahn > 100 km/h, Anhängerverkehr, hohen Gewichte absurd hohe Verbräuche
- auf Langstrecke viel zu häufige Fahrtunterbrechungen
- nach wie vor viel zu teuer im Einstand
Es gibt Menschen, auf die passt diese Technologie trotzdem:
Erst mal muss man sich zum Einstand überwunden haben, viele € für ein Auto auszugeben und darf auch keine Bedenken vor massivem Wertverlust haben.
Die meisten BEV-Nutzer haben wohl eine Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz und/oder eine Fahrleistung die es erlaubt, sich nicht praktisch täglich - u.U. sogar mehrmals - an öffentlichen Ladesäulen aufzuhalten.
Ich persönlich habe für die (Urlaubs-)Langstrecke (bei mir persönlich Strecken ab 300 km...) noch den Kona Hybrid meiner Frau bzw. für zusätzliche Lasten und/oder Anhängerbetrieb einen VW T5 Allrad-Bus und somit keines der o.g. Probleme. Die meisten Kilometer fahre ich aber tatsächlich mittlerweile mit dem GV60 und "tanke" dabei immer deutlich günstiger als "öffentlich" entweder zu Hause oder an meinem Zweitwohnsitz.
Auf mich passt diese Technologie also.
Aber ich verstehe auch die Menschen, auf die diese Technologie nach wie vor eben nicht passt. Um eine allgemeine Akzeptanz zu erreichen, muss man an den Mängeln - auch wenn sie vielleicht nur "gefühlt" sind - arbeiten und Dinge optimieren.
Das organisatorisch einfachste und schnellste wäre doch erstmal, Preise überschaubar darzustellen und abzurechnen. Klappt ja auch an "normalen" Tankstellen.
In den Niederlanden gibt es eine Subsidie (= "Unterstützung") auch für gebrauchte BEV. Damit erschließt man dort auch nicht so wohlhabende Verbraucher für die BEV-Technologie. Subventionen für Luxusautos à la GV60 mit Preisen von 60T€ aufwärts hätten imho nicht sein müssen. Ich habe diese Subvention beim Kauf 2022 zwar auch "mitgenommen", hätte das Auto aber auch so gekauft. Nach Wegfall der Subvention für Neufahrzeuge in D und damit verbunden plötzlich möglichen massiven Preisreduzierungen der Anbieter hat sich ja auch letztendlich gezeigt, dass im Grunde lediglich die Autohersteller subventioniert wurden.
Es ist noch ein weiter Weg auf vielen Ebenen bis sich BEV im der Breite durchsetzen. Dazu gehört vor allem der Strompreis selbst. Der ist aufgrund der Verfehlungen in der Vergangenheit (insbesondere "Ausruhen" auf billigem Erdgas aus dem faschischtischen Russland trotz Kriegs seit spätestens 2014) in D viel zu teuer. Das erfährt die deutsche Industrie in Gänze direkt, aber eben auch die Automobilindustrie speziell, in dem sie auf ihren Milliardeninvestitionen in BEV schlicht sitzen bleiben.
Schade. Hoffentlich bekommen wir bezüglich Zukunftstechnologien - nicht nur im Bereich der individuellen Mobilität - noch die Kurve...